Honorarverhandlungen der Ärztekammer für Tirol mit der ÖGK drohen zu scheitern

18.09.2024

Massive Auswirkungen für Versorgungssystem befürchtet

Seit mehreren Monaten verhandelt die Ärztekammer für Tirol mit der ÖGK die Honorare der Kassenärzt:innen für 2025 und 2026, bislang jedoch ohne zufriedenstellendes Ergebnis. Auch bei der letzten Verhandlungsrunde am 11. September wurde erneut keine Einigung erzielt. Seit den Honorarverhandlungen 2022 ist die Inflation stark angestiegen, sodass die bis 2024 vereinbarte Valorisierung der Honorare der Tiroler Kassenärzt:innen nun 7 Prozent unter der Inflationsrate desselben Zeitraums liegt. Die aufgrund vieler unbesetzter Kassenstellen ohnehin schon angespannte Lage droht sich damit weiter zu verschärfen – zum massiven Nachteil für die Bevölkerung.

Seit Jahresbeginn fordert die Ärztekammer für Tirol in den Honorarverhandlungen mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) einen Ausgleich von 7 Prozent für die nicht abgegoltene Inflation der letzten drei Jahre, der ab 2025 wirksam werden soll, sowie jeweils 3 Prozent für die nächsten zwei Jahre. Jedoch ist eine Einigung bislang ausgeblieben. „Unsere klaren Forderungen liegen seit Monaten auf dem Tisch der ÖGK. Im Vergleich zu anderen Berufen wird deutlich, dass diese nachvollziehbar und keineswegs unverschämt sind“, sagt Momen Radi, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen in Tirol. „Sind die Tiroler Kassenärzt:innen weniger wert als andere Berufsgruppen? Es kann nicht sein, dass sie als Unternehmer:innen die gesamte Last der Inflation tragen müssen, während ihr wirtschaftlicher Gewinn im Gegensatz zu anderen Berufen schwindet.“ Er warnt zudem, dass die unsichere wirtschaftliche Lage ohne angemessene Valorisierung die Zukunft der bereits geschwächten kassenärztlichen Versorgung gefährden könnte. „Durch die schleppenden Verhandlungen entstehen ja auch der Bevölkerung massive Nachteile.“

Wenn die Attraktivität der Kassenordination weiterhin sinkt, wird die von der Regierung im Zuge der Gesundheitsreform geplante weitere Verlagerung der Patient:innenversorgung in den niedergelassenen Bereich nicht realisierbar sein. „Wir haben immer weniger Kassenärzt:innen, sowohl im Bereich der Allgemeinmedizin als auch im Bereich der Fachärzt:innen. Die Tätigkeit wird immer unattraktiver, die Personalkosten in den Ordinationen steigen, kaum mehr jemand ist bereit, den Tätigkeitsbereich aufzustocken. Bereits jetzt führen diese unbesetzten Kassenstellen sowohl regional als auch in bestimmten Fachrichtungen, wie etwa Augen- oder Kinderheilkunde, überregional zu langen Wartezeiten für die Patient:innen. Dadurch entstehen zunehmend größere Lücken in der Basisversorgung der Tiroler Bevölkerung“, warnt Stefan Kastner, Präsident der Ärztekammer für Tirol. „Die Überlastung der verbleibenden Vertragsärzt:innen könnte sogar dazu führen, dass ganze Versorgungsbereiche verloren gehen. In der Allgemeinmedizin fehlen bereits in einigen Tiroler Gemeinden Kassenärzt:innen, zum Beispiel in einer großen Stadt wie Kufstein. Das ist ein nicht tragbarer Zustand, der sich durch das fehlende Entgegenkommen seitens der ÖGK weiter verschlimmern könnte. Die Kassenstellen müssen wieder attraktiver werden.“

Wie bereits bei den Verhandlungen zum letzten Honorarabschluss vor drei Jahren, gestalte sich der Verhandlungsprozess seit der Fusion der Gebietskrankenkassen zur ÖGK laut Kastner als unnötig kompliziert. Die Gespräche finden wie zuvor mit dem jeweiligen Vorsitzenden des Landesstellenausschusses der ÖGK in Tirol statt, die Entscheidungen werden allerdings auf österreichischer Ebene von Franz Kiesl, Fachbereichsleiter Versorgungsmanagement 1, und ÖGK-Obmann Andreas Huss getroffen. Dies führe zu einem ineffizienten und zeitaufwendigen Pingpong-Spiel. Der Ärztekammer für Tirol wurden zuletzt erneut direkte Verhandlungen mit den beiden Zuständigen verweigert, weshalb auch die letzte Gesprächsrunde mit den Tiroler Vertretern der ÖGK erfolglos verlief. Stefan Kastner betont: „Wir wollen auf Augenhöhe agieren. Die Ärztekammer für Tirol fordert daher direkte Verhandlungen mit den für den Honorarabschluss verantwortlichen Franz Kiesl und Andreas Huss.“

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